Lieblingsgerichte der Deutschen im Preischeck: vegan ist günstiger

  • Neue Studie vergleicht Preise für Küchenklassiker mit und ohne Tierprodukten
  • Vegane Lieblingsgerichte schneiden durchschnittlich günstiger ab
  • Bis zu 32 Prozent Ersparnis bei Verwendung von Fleischalternativen
  • Ernährungsphysiologische Vorteile durch weniger Kilokalorien, Fett und gesättigte Fettsäuren

Berlin, 07.01.2022. Derzeit probieren im Rahmen des Veganuary Hunderttausende Menschen weltweit eine rein pflanzliche Ernährung aus – auch in Deutschland. Nun zeigt eine neue Studie: Typische fleischbasierte Gerichte, die in deutschen Haushalten sowie Kantinen häufig gegessen werden, sind in einer veganen Variante durchschnittlich kostengünstiger als mit tierischen Zutaten. Im Rahmen der Studie wurden 20 Lieblingsgerichte der Deutschen in einer Zubereitungsart mit Tierprodukten und als rein pflanzliche Alternative miteinander verglichen. Unter den Gerichten sind Klassiker wie Königsberger Klopse, Pizza Salami oder Rahmgeschnetzeltes mit Spätzle.

Um unsere Ernährung klimafreundlicher und nachhaltiger zu gestalten, betonen immer mehr wissenschaftliche Studien die Notwendigkeit einer Ernährungswende.* Laut aktueller Forschung verursachen Tierprodukte global doppelt so viele Treibhausgasemissionen wie pflanzliche Lebensmittel.** Auch Studien zum CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln in Deutschland verdeutlichen die erheblich stärkeren Umwelteinflüsse von Tierprodukten gegenüber pflanzlichen Alternativen.*** Die neue Kostenstudie zu beliebten Gerichten in Deutschland zeigt auf: Eine umweltfreundlichere, pflanzliche Ernährung auch mit gewohnten Lieblingsgerichten kann gesünder sein und zusätzlich den Geldbeutel der Verbraucher:innen schonen.

Preisvorteile veganer Gerichte um bis zu 32 Prozent

Die Studie entstand am renommierten Forschungsinstitut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) unter Leitung des Ernährungswissenschaftlers Dr. Markus Keller. Sie stellt typische fleischbasierte, fischbasierte oder süße Gerichte in einer Mischkost-Variante mindestens einer veganen Variation gegenüber. Verglichen wurden zudem nicht nur Zubereitungsarten mit Produkten aus konventioneller sowie biologischer Erzeugung, sondern auch Gerichte, die vollständig selbst zubereitet wurden oder beliebte Convenience-Food-Produkte nutzten.

Durchschnittlicher Preisvorteil der veganen Variante bei

  • Fleischgerichten: rund 32 Prozent in Bio-Qualität. Zehn Prozent, wenn für das klassische Gericht Fleisch aus konventioneller Erzeugung verwendet wird.
  • Süßspeisen: 13 Prozent (Bio-Zutaten). 16 Prozent, wenn Zutaten aus konventioneller Produktion genutzt werden.
  • Fischgerichten: Sieben Prozent (Bio-Qualität). Allein Fischgerichte mit konventionell erzeugten tierischen Zutaten sind derzeit noch günstiger als ihre pflanzlichen Alternativen.



Ernährungsweise

omnivor

vegan

Erzeugungsart der Produkte

konventionell

biologisch

konventionell

biologisch

fleischhaltig

(16 Gerichte)

1,98 €

3,42 €

1,79 €

2,33 €

fischhaltig

(2 Gerichte)

2,70 €

4,22 €

2,80 €

3,92 €

Süßspeisen

(2 Gerichte)

0,89 €

1,10 €

0,75 €

0,96 €

Tabelle 1: Studienergebnis zu den durchschnittlichen Portionspreisen der Gerichte

Die Kostenvorteile der veganen Ernährung ergeben sich auch durch die Auswahl verschiedener Alternativprodukte. So lässt sich bei der Zubereitung der ursprünglich fleischbasierten Gerichte durch die Wahl von Tofu oder getrockneten Sojaschnetzeln erheblich Geld pro Portion sparen. Während die selbstständige Zubereitung von Mahlzeiten insgesamt tendenziell kostengünstiger abschneidet, erweisen sich im Bio-Bereich auch die vegan erzeugten Fertigprodukte – wo im Rahmen der Studie erhältlich – als durchschnittlich günstiger als Fertigprodukte mit Fleisch.

Vegan bietet auch Vorteile bei Nährwerten

Die Studie deckt zudem ernährungsphysiologische Vorteile der veganen Varianten der Lieblingsgerichte auf. Zu den vieldiskutierten Gesundheitsrisiken in Deutschland gehören allgemein die Tendenz zu Überernährung, zu hohem Fettkonsum und zu hohem Anteil gesättigter Fettsäuren. Bei beinahe allen veganen Gerichten liegen Nahrungsenergie (Kilokalorien), Fettgehalt und gesättigte Fettsäuren – drei zentrale Faktoren der sogenannten „Big 7“ der deklarierungspflichtigen Nährstoffwerte – deutlich unter den Werten ihrer Mischkost-Pendants, und dies bei gleicher Portionsmenge.



Gericht

Energie (kcal)

Fett (g)

Gesättigte

Fettsäuren (g)

Schnitzel mit Pommes (selbstgemacht)

655 kcal

33,8 g

17,4 g

Veganes Schnitzel mit Pommes (selbstgemacht)

499 kcal

26,5 g

8,6 g

Pizza Salami (Fertigprodukt)

789 kcal

39 g

13,5 g

Vegane Pizza Salami (Fertigprodukt)

585 kcal

12,6 g

4,8 g 

Thunfisch-Sandwich

422 kcal

28,1 g

8,3 g

Veganes Thunfisch-Sandwich

376 kcal

22,5 g

2,7 g

Tabelle 2: Beispiele der vorteilhaften Nährstoffwerte der untersuchten Gerichte

„Vor allem der niedrigere Gehalt an gesättigten Fettsäuren in den veganen Gerichten ist ein Vorteil für die Gesundheit. Denn die übliche hohe Zufuhr steht mit einem erhöhten Risiko für Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang“, so Ernährungswissenschaftler und Studienleiter Dr. Markus Keller. „Da die durchschnittliche Ernährung in Deutschland zu viele Tierprodukte umfasst, tendiert sie auch zu einer überhöhten Zufuhr an Energie und Fett. Im direkten Austausch können die pflanzlichen Alternativgerichte daher zu einer günstigeren Energie- und Fettbilanz beitragen, was ein wichtiger Schritt für einen gesünderen Ernährungsstil darstellt.“ Ebenso wichtig sei aber auch ein höherer Verzehr von naturbelassenen pflanzlichen Lebensmitteln, wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten, so Keller.

Die Ergebnisse zu Lieblingsgerichten in Deutschland stützen aktuelle Modellierungsstudien von Forschenden der Universität Oxford. Laut diesen liegen die Kosten gesunder und nachhaltiger, pflanzenbasierter Ernährungsformen in Ländern mit hohem Einkommen um 17 bis 34 Prozent niedriger im Vergleich zu üblichen Ernährungsweisen mit einem hohen Konsum an Tierprodukten.****

Dr. Katharina Weiss-Tuider, Leiterin von Veganuary in Deutschland: „Mit einer pflanzenbasierten Ernährung können wir nicht nur unserer Gesundheit und dem Klima etwas Gutes tun, sondern auch unserem Geldbeutel. Und das sogar dann, wenn wir uns für die beliebtesten Gerichte auf deutschen Tellern entscheiden. Wenn jetzt im Veganuary wieder viele neue pflanzliche Produkte auf den Markt kommen, wächst mit dem immer größeren Angebot auch der Preisvorteil für alle, die sich pflanzlich ernähren.“

Details zum Studiendesign

Die Lebensmittelpreise (durchschnittlicher Preis pro Kilogramm) einzelner Zutaten wurden im Zeitraum von September bis November 2021 entsprechend den Preisen in den beliebtesten deutschen Supermärkten sowie Biomärkten erhoben (REWE, Edeka, Kaufland, Denn’s und Alnatura). Da eine saisonale Lebensmittelwahl eine erhebliche Rolle für die Nachhaltigkeit der Ernährungsweise spielt und sich zudem für die Verbraucher:innen preisgünstig auswirkt, wurden auch saisonale Produktpreise berücksichtigt. Für die Analyse der ausgewählten Gerichte wurde auf den Verzehr gleicher Gesamtmengen bei veganen und nicht-veganen Varianten geachtet.

Über das IFPE

Das gemeinnützige Forschungsinstitut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) ist ein privates Forschungs- und Beratungsinstitut. Der Fokus liegt vor allem auf der Erforschung und wissenschaftlichen Bewertung pflanzenbasierter Ernährungsweisen, sowohl aus ernährungswissenschaftlicher als auch aus ernährungsökologischer Sicht. Die Mitarbeiter:innen des Instituts, insbesondere Dr. Markus Keller und Prof. Dr. Claus Leitzmann, sind gefragte Experten in den Medien.

Quellen

* So der EAT Lancet-Commission-Report: Walter Willett, Johan Rockström et al.: Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. In: The Lancet, Vol. 393, 16. Januar 2019, S. 447-492. Sowie: Joseph Poore, Thomas Necemek: Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. In: Science, Vol. 360, 1. Juni 2018, S. 987-992.

** Guido Reinhardt et al.: Ökologische Fußabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Heidelberg 2020.

*** Xiaoming Xu et al.: Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods. In: Nature Food, Vol 2, September 2021, S. 724-732.

**** Marco Springmann, Michael A. Clark et al.: The global and regional costs of healthy and sustainable dietary patterns: a modelling study. In: The Lancet, Vol 5, 26. Oktober 2021, S. 797-807.

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